Backhaus Forchtenberg

Das Backhaus mit Uhrturm in Forchtenberg

Zu den vier im letzten Jahr mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichneten Projekten gehört das Backhaus mit Uhrturm in Forchtenberg, ein im Wesentlichen in den 1830er Jahren in markanter Stadtrandlage errichteter Bau. Lange Zeit in städtischem Eigentum, wechselte der Bau 2011 in private Hand und wurde 2012 bis 2016 instandgesetzt. Das Besondere und Spannende am Projekt sind Auffindung, Restaurierung und Wiedereinbau von deutlich älterem Zubehör in den Uhrturm.

Baugeschichte und überlieferter Zustand

Das Backhaus mit Uhrturm (Hauptstr.40) steht am Südwestrand der Altstadt von Forchtenberg in unmittelbarer Nähe des Torbrunnens beim heute nicht mehr vorhandenen sogenannten Brunnentor, dem ehemaligen südwestlichen Stadtein- und -ausgang im Zuge der Hauptstraße. Das Backhaus ist ungewöhnlicherweise zweigeschossig. Es wendet seinen Giebel stadtauswärts nach Süden. An seiner Traufseite zur Hauptstraße schließt sich ein Bau mit einem firsthohen Uhrerker mit Glockenturm an. Das Gebäude ist vorwiegend aus Sandsteinquadern und in Teilen in konstruktivem Fachwerk erbaut.
Nachdem das Brunnentor wegen seines schadhaften Gewölbes auf Geheiß der württembergischen Verwaltung 1830/31 abgebrochen worden war, ging dessen Funktion eines Stadtwahrzeichens auf das Backhaus mit Uhrturm über. Backhaus und Uhrturm wurden – wie die erhaltenen Pläne von 1831, 1838 und 1869 belegen – in drei Bauabschnitten von der und für die Stadt errichtet. Zuerst entstand der Turm, im Bauplan vom 28.April 1831 Uhrgebäude genannt, und zwar in direktem Anschluss an die Innenseite der Stadtmauer.
Auf Höhe des Obergeschosses des angrenzenden Baus, im Bauplan von 1831 noch das Torwächterhaus, zeichnet den Bauteil ein Vorsprung über Sandsteinkonsolen aus, auf dem das eigentliche Uhrstockwerk mit einem zur Stadtmauer geneigten Schleppdach aufsitzt. Aus diesem ragt ein kleiner Glockenturm auf, der im Bauplan mit einer Glocke bestückt ist. Der gesamte Bau war im Plan – dem damaligen klassizistischen Architekturverständnis entsprechend – auf Verputz oder eine das Fachwerk verdeckende Tünche angelegt. Laut Bauplan war an der Seite zur Hauptstraße ein Uhrzifferblatt mit römischen Ziffern vorgesehen. Dahinter lässt sich ein dem Zifferblatt zugehöriges Uhrwerk vermuten.
Im zweiten Bauabschnitt entstand dann anstelle des Torwächterhauses südlich des Uhrturms nach Bauplan von 1838 ein kommunales Backhaus. Der Bau solcher Backhäuser wurde damals von der württembergischen Landesregierung propagiert, um die Brandgefahr in Dörfern und Städten zu reduzieren, die bei vielen privaten Öfen als deutlich höher eingeschätzt wurde. Stadtrat, Geometer und Maurermeister Johann David Hertweck, der auch den Plan für den Uhrturm gezeichnet hatte, übernahm als Privatmann diese Bauaufgabe. Hertweck und dann seine Witwe blieben Eigentümer des Backhauses, bis es 1868 durch Verkauf an die Stadt kam, die es wiederum verpachtete. Im Erdgeschoss des Baus befand sich die Backstube mit zwei Backöfen. Die Nutzer der Öfen hatten an den Eigentümer, später den Pächter, eine Nutzungsgebühr zu zahlen.
Zugunsten einer vorteilhafteren Ansicht wählte Hertweck einen Backhausbau mit einem Obergeschoss, in das er eine Wohnung einplante. Die Wohnung umfasste beheizbare Stube, Küche, Kammer und Ern und verfügte noch über Kammern im Dachgeschoss. 1913 bis 1924 lebten in dieser Wohnung der Backhauspächter und Briefträger Karl Winkler und seine Familie. Der Bewohner oder Pächter hatte auch das Uhrwerk im Uhrturm aufzuziehen. Das Backhaus steht im Verlauf der in diesem Abschnitt schon in den 1830er Jahren nicht mehr vorhandenen Stadtmauer über einem noch heute im Sockelbereich der Südfassade erkennbaren Kanal gewölbe (Abb.4, s. „Durchschnitt“ und „Fa çade“). Dieses tritt beim weit unter dem Niveau der Hauptstraße stehenden Torbrunnen wieder in Erscheinung.
Beim Bau des Uhrturms wurden offensichtlich die steinmetzmäßig im Stil der Renaissance mit glattem Randstreifen und grob gestocktem Mittelfeld bearbeiteten Eckquadersteine des Brunnentors wieder als Eckquader, hier an der Nordostecke, verbaut. Ein wohl ebenfalls vom abgebrochenen Brunnentor stammender Reliefstein wurde an der Südfassade des Backhauses mittig zwischen den beiden Obergeschossfenstern eingemauert, und zwar ein Stein mit Wappen des Phi lipp von Hohenlohe(-Neuenstein) und Herrn zu Langenburg, der von 1550 bis 1606 lebte und ab 1586 Ortsherr zu Forchtenberg war, woraus sich eine Entstehung des Steins zwischen 1586 und 1606 ergibt.
Laut Lageplan von 1869 wurde in einem dritten Abschnitt im Nordwesten des Backhauses außen an der Stadtmauer anstelle der Außentreppe von 1838 ein zweigeschossiger Anbau mit Treppenhaus errichtet. Bei der Gelegenheit wurde in das bislang geschlossen gemauerte Erdgeschoss des Uhrturms zur Hauptstraße eine Türöffnung für den Wohnteil gebrochen, die das bis heute erhaltene Sandsteingewände erhielt.
In den Plänen von 1838 sind Uhrturm und Backhaus wie schon 1831 ohne sichtbares Fachwerk dargestellt. Zu Beginn der Baumaßnahme waren den Beteiligten als älteste fotografische Dokumente Fotos aus der Zeit um 1900 und 1925 bekannt, die allerdings anders als die Baupläne aus den 1830er Jahren eine Fachwerkfassade des Uhrturms und einen Fachwerkgiebel des Backhauses zeigen. Damals ging man von einem wenig denkmalrelevanten Sekundärzustand aus, denn die klassizistischen Gliederungselemente, die in der Regel in eine Putzfassade eingebunden waren, sind durchgängig entsprechend der Pläne aus den 1830er Jahren verwirklicht und bis heute vorhanden. Dazu gehören die mittige Rundbogenbekleidung des Giebelfensters und die Simse an beiden Giebelanfängen, sogenannte Wiederkehren.
Vergleicht man das Foto von um 1900 mit der Ostansicht von 1831, so fällt zudem auf, dass das östliche Zifferblatt weiter oben als 1831 geplant angebracht worden ist. Diesen Anbringungsort sieht auch bereits die Westfassadenplanung von 1838 vor. Sie entspricht dem heutigen Platz des Blattes und dürfte original sein. An der Stelle des 1831 geplanten Zifferblatts ist auf dem Foto von um 1900, wie bis heute, ein Fenster in das Fachwerk eingesetzt.
Das Gebäude gilt seit Anfang des 20.Jahrhunderts als Baudenkmal, heute als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung nach §28 des Denkmalschutzgesetzes, und steht im Geltungsbereich der seit 2004 gültigen Gesamtanlagensatzung Altstadt Forchtenberg.

Die Anfänge der jüngsten Baumaßnahme

2011 zogen die letzten Mieter aus dem städtischen Gebäude. In einem Zustand ähnlich dem auf dem Foto von um 1900 war das Backhaus mit Uhrturm, als es der heutige Eigentümer, ein Forchtenberger Unternehmer, kaufte. Im Erdgeschoss waren die Backstube mit den beiden Öfen, im Obergeschoss im Wesentlichen der ehemalige Wohnungsgrundriss erhalten. Unklar war zu Anfang der jüngsten Bauarbeiten, ob im Glockenturm noch eine Glocke hing und wohin das mechanische Uhrwerk zu den Zifferblättern, die zu dieser Zeit zentral elektrisch gesteuert wurden, gekommen war.
Bei einem ersten Ortstermin im November 2011 vereinbarten der neue Eigentümer, sein Architekt und die Vertreter der Denkmalschutzbehörden, dass im Vorgriff auf den geplanten Umbau die jetztzeitlichen Wand- und Deckenverkleidungen entfernt werden und dann ein Ortstermin mit den Denkmalschutzbehörden zur Begutachtung des Bestands und zur weiteren Projektabstimmung anberaumt wird. Bei einem Besuch in Forchtenberg im Januar des Folgejahres stellten die Denkmalschützer allerdings fest, dass Handwerker dabei waren, mehr als nur jüngste Verkleidungen zu entfernen. Die Zwischenwände der ursprünglichen Wohnung im Obergeschoss fehlten bereits, De
cken und die restlichen Fachwerkwände waren skelettiert. Füllungen und Putze waren ohne die Chance einer denkmalfachlichen Begutachtung beseitigt. Sofort wurden auf Veranlassung der Denkmalschützer die Bauarbeiten eingestellt. Beim Folgebesuch im Februar wurde dann versucht, die Bauarbeiten in eine denkmalverträgliche Richtung zu lenken.

Konzepte des Bauherrn und der Denkmalpflege

Im Laufe des Jahres 2012 entwickelten Bauherr und Architekt die Pläne für den Umbau des Baus zur Aufnahme von Ausstellungs-, Besprechungsund Archivräumen der Firma des Eigentümers. Die Backstube im Erdgeschoss war zur weiteren Nutzung durch die Bürger der Stadt vorgesehen. Anstelle der Wohnung im Obergeschoss wurde einer der geplanten zwei Besprechungsräume vorgesehen. Im September 2012 erhielt die Planung die baurechtliche und denkmalschutzrechtliche Genehmigung mit den wesentlichen Vorgaben, dass ein dem Uhrturm zugeordnetes Uhrwerk und die Zifferblätter zu erhalten und fachgerecht zu behandeln und – im Falle von Putz- oder Anstrichmaßnamen am Äußeren – der damals noch als ursprünglich angenommene verputzte Zustand des Fassadenfachwerks – auch im Interesse des Holzwerks – wiederherzustellen seien.
Im Herbst 2014 kam der Bauherr noch auf die Idee, im Obergeschoss einen Nachbau des 1950 entfernten Aborterkers an der stadtauswärtigen Traufseite im Anschluss an das Treppenhaus zu erstellen. Die Denkmalpflege stellte dagegen die Bedenken zurück, auch wenn der Abort ohne den Wohngrundriss kaum noch verständlich wird. Im Dezember 2014 wurde auch diese Planung genehmigt

Neue Erkenntnisse im Zuge der Baumaßnahme

Weil der Bauherr eine Sichtöffnung zum gewölbten Kanal unter dem Backhaus schaffen wollte, wurde es aus denkmalpflegerischer Sicht erforderlich, Alter und Erhaltungsumfang des Kanals in Erfahrung zu bringen. Daher beauftragte das Landesamt für Denkmalpflege im Oktober 2012 eine bauarchäologische Dokumentation. Diese erbrachte, dass das Gewölbe geschlossen überliefert ist und in Teilen aus dem 18.Jahrhundert, überwiegend aber aus der Bauzeit des Backhauses stammt. Im Gewölbe fanden sich zudem Teile einer Deichel (Holzrohr), die – leider von der Baustelle entwendet – belegten, dass der Kanal im Zusammenhang mit dem Torbrunnen steht, den er bis 1899 mit Wasser aus einer Quelle im nahen Tal der Kupfer versorgte. Unter Berücksichtigung der Situation wurde schließlich im Hausflur ein Guckloch zum Kanalgewölbe angelegt und mit einer Glasplatte abgedeckt.
Um die Jahreswende 2012/13 erfuhr das Landesamt für Denkmalpflege, dass das alte Uhrwerk, das um 1975 aus dem Backhaus-Uhrturm ausgebaut worden war, in Lagerräumen der Stadt aufgefunden wurde. Bevor die Denkmalpfleger das Uhrwerk begutachten konnten, war dieses allerdings schon vom Eigentümer des Back- und Turmgebäu des mit Trockeneis gestrahlt und in eine Werkstatt in Rothenburg überstellt worden. Das Angebot des Landesamts für Denkmalpflege, das Uhrwerk in die Amtswerkstatt in Esslingen zu verbringen und dort restaurieren zu lassen, lehnte der damalige Bürgermeister entschieden ab. Die Untersuchungen und Maßnahmen am schmiedeeisernen Uhrwerk erfolgten also in der Rothenburger Fachwerk statt.
Zusammen erkannten die Fachleute des Landesamts und der Werkstatt bei einer Zusammenkunft am Objekt den hohen Originalitäts- und Alterswert des Uhrwerks. Das Uhrwerk mit Geh- und Stundenschlagrädern zeichnet sich durch eine schmiedeeiserne Rahmenkonstruktion aus, deren hörnchenartige Erhöhungen auf den vier oberen Eckpunkten für eine Entstehung im 15.Jahrhundert sprechen (Abb.9). Auf der Gehwerksplatine am Rahmengestell ist das Werk zudem siebenmal datiert, wobei die in mittelalterlichen Ziffern eingravierte Jahreszahl 1463 die älteste ist. Die Fachleute ordneten das Uhrwerk aufgrund der Anhaltspunkte in das 14. oder 15.Jahrhundert. Bei Annahme von der früheren Datierung bedeutete das mittelalterliche Datum das Jahr einer ersten Überholung. Die weiteren Jahreszahlen 1613, 1621, 1724, 1781, 1878 und 1901 geben die anschließenden Reparaturen der Uhr an.
Die Eigentumsverhältnisse am Uhrwerk blieben eine Zeit lang zwischen Stadt und neuem Backund Turmgebäude-Eigentümer umstritten, bis diese sich schließlich darauf einigten, wie sie dem Landesamt mitteilten, dass die Stadt zwar das Uhrwerk in Eigentum behält, dieses aber im Sinne der Denkmalpflege zurück an seinen ehemaligen Standort kommt. Auch die Zifferblätter am Turm bleiben im städtischen Eigentum. Das selbst bei der Datierung in das Jahr 1463 älteste Turmuhrwerk Deutschlands konnte dann eindeutig dem Backhausturm zugeordnet werden, denn Umlenkrollen im Zwischenlager des Uhrwerks und die bei den Bauarbeiten im Turm aufgefundenen Rollen gleichen sich. Auch passten eine Kurbel und der Zeigerantrieb, die beide im Uhrturm entdeckt wurden, zum Uhrwerk. Das im Uhrturm von 1831 wiedereingebaute mittelalterliche Uhrwerk war also höchstwahrscheinlich aus dem kurz zuvor abgebrochenen Brunnentorturm übernommen worden, denn dieser beherbergte, wie für den Zeitraum 1823/24 archivalisch belegt ist, eine Uhr mit zwei Werken.
Im Zuge der zimmermannsmäßigen Instandsetzung des Gebäudes und in Vorbereitung der Erneuerung des Glockenturms erreichten die Zimmerleute Ende 2014 auch den Glockenturm und entdeckten hinter den Schalllamellen eine alte Bronzeglocke (Abb.8). Nachdem die Glocke vom Bauherrn, der sich als ihr Eigentümer sieht, ebenfalls an die Werkstatt in Rothenburg überstellt war, überließ er dem Landesamt Fotos von dieser. Anhand dieser Fotos war zu erkennen, dass die Bronzeglocke das Datum 1692 trägt und als „STATTGLOCKE FORCHTENBERG“ bezeichnet ist. Auch die Gießer haben ihre Namen an der Glocke angebracht: IOANNES und STEPHANE ARNOLT, beide Wandergießer aus Lothringen. Die Fachleute stellten fest, dass die Glocke, die stattliche 66kg wiegt, niemals mit einem Klöppel geläutet worden ist, weil entsprechende Spuren fehlen. Vielmehr zeigen äußere Anschlagsspuren, dass diese von außen, gesteuert vom Uhrwerk, geschlagen wurde. Mitarbeiter der Stadt übergaben dem Bauherrn nun auch noch das in der Kelter der Stadt aufbewahrte originale Glockenjoch und den originalen Schlegel zum Wiedereinbau. Das Joch war wohl auch in den 1970er Jahren ausgebaut und dabei durch einen neuen Balken ersetzt worden. Vor der äußeren Fertigstellung des Gebäudes forschte der private Bauherr in den Archiven der Stadt und des Landes nach bildlichen Zeugnissen des Backhauses. Dabei stieß er auf das Aquarell des Stuttgarter Malers Max Bach von 1865, das zeigt, dass die in Fachwerk erstellten Bereiche von Uhrturm und Backhausgiebel offensichtlich schon um 1865 nicht oder nicht mehr verputzt oder getüncht, sondern fachwerksichtig geblieben waren oder schon damals fachwerksichtig gemacht worden sind (Abb.5). Für eine ursprüngliche Fachwerksichtigkeit spricht zudem, dass die Fachwerk balken nicht aufgebeilt sind, dagegen wiederum, dass die Gefache fassadenbündig mit Bruchsteinen ausgemauert waren. Allerdings hatte das Fachwerk, wie die frühen Bilddokumente nahelegen, keinen oder einen nur geringfügig pigmentierten Anstrich. Der Gefachputz war spätestens um 1900 mit einem senkrecht strukturierten Riefelputz versehen (Abb.2). Auch belegt das Bild, dass es bereits um 1865 noch ein Uhrzifferblatt an der Südseite gab.

Bau- und Restaurierungsmaßnahmen

Durch seine unermüdliche Suche nach ursprünglichen Bestandteilen des Gebäudes und nach Archivalien begeistert sich der Bauherr immer mehr für sein Gebäude. Zugleich wird das Vorgehen auf der Baustelle sorgfältiger.
Die Backöfen im Erdgeschoss, einer war zuletzt 1927 erneuert worden, werden bis 2016 instand gesetzt. Im ausgeräumten Obergeschoss lässt der Bauherr alte Dielen verlegen, was allerdings den falschen Eindruck erweckt, dass der Großraum Altbestand sei. Bei der Behandlung der Innenwände entfernt sich der Bauherr vom denkmalpflegerischen Konzept, indem er deren Fachwerk zum Teil freilegt.
Denkmalgerecht gewählt sind hingegen die Neufenster, und zwar denkmalgerechte Isolierglasfens ter mit geringem Scheibenabstand und schlanken konstruktiven Sprossen. Dem denkmalpflegerischen Konzept entsprechen auch die Erhaltung und Ertüchtigung der beiden Backstubenfenster aus der Zeit um 1925.
2015 wird zudem der hohenlohische Wappenstein an der Südfassade, dessen Farbfassungen allerdings nicht untersucht werden, durch einen Restaurator mittels partieller Festigungen, Risseverpressungen und Schalenverfüllungen konserviert. Beim Anstrich des Fachwerks – der wohl infolge des ab der Wende 2014/15 mehrfachen Wechsels von Denkmalpfleger und Denkmalschützer leider ohne Abstimmung mit diesen erfolgt – nutzt der Bauherr bedauerlicherweise nicht die Chance, das Fachwerk wieder in einem Farbton wie auf den Altbilddokumenten zu fassen. Vielmehr wird ein dunkelroter Holzfarbton gewählt, der das noch klassizistische Erscheinungsbild wie schon seit den 1970er Jahren weiterhin verfremdet. Glocke, originales Joch und alter Schlagmechanismus werden bis 2016 – ebenfalls von der Rothenburger Fachfirma – wieder in den Turm eingebaut. Auf eine moderne Läutevorrichtung wird verzichtet, die Glocke wird vielmehr über die Uhr angesteuert.
Bis Ende 2015 werden die Zifferblätter ebenfalls durch die Rothenburger Fachfirma instand gesetzt. Älteste Teile daran sind die römischen Ziffern aus Eisenblech, die mittelalterlich sein dürften. In das 20.Jahrhundert zu datieren ist hingegen der schmiedeeiserne Skelettring, den das südliche stärker der Witterung ausgesetzte Blatt aufweist. Bei der Neumontage werden die ursprünglich zu den Zifferblättern gehörigen Stundenzeiger mit jeweils herzförmiger Zeigerspitze und Mondsichel am Zeigerende, die sich beim Uhrwerk gefunden haben, wieder an den Zifferblättern angebracht. Die Holzunterkonstruktionen mit unterschiedlichen feuerballartigen Sonnen im Zentrum, deren Alter unbestimmt ist – eine Fassungsuntersuchung erfolgt leider nicht –, werden ebenso wie die Ziffern nach Abbürsten farbig neu beschichtet, die Ziffern mit Blattgold belegt.
Bis 2016 wird das mittelalterliche Uhrwerk von der Rothenburger Fachfirma instand gesetzt, in einen neuen hölzernen Uhrenbock eingesetzt, mit einer schonenden Aufzugselektrik ertüchtigt und samt dem zwischenzeitlich wiedergefundenen Pendel wieder in den Turm eingebaut und in Betrieb genommen (Abb.9). Am 5.Juni 2016 werden das Backhaus mit Uhrturm und „die älteste Uhr Deutschlands“ vom privaten Bauherrn und der Stadt feierlich der Öffent lichkeit präsentiert. Eigentümer und Stadt vereinbaren, dass fortan das Innere des Hauses und das Uhrwerk bei Stadtführungen besichtigt werden kann.

Fazit

Denkmalgerecht an der Maßnahme ist die Instand setzung der Backstube. Eine respektable Leistung bei diesem Projekt ist das begleitende gründliche Archivalienstudium durch den Bauherrn. Beson ders zu würdigen ist die Auffindung und Restaurierung des seltenen mittelalterlichen Turmuhrwerks und schließlich die Rückführung von Uhrwerk und Glocke in den Uhrturm des Backhauses entsprechend dem ursprünglichen Zustand. Dass dieses möglich geworden ist, ist dem gemeinsamen Einsatz von Bauherr und Stadt zu verdanken. Begleitet worden sind beide Bauherren dabei von den Denkmalpflegern und zudem unterstützt durch Zuschüsse aus Denkmalpflegemitteln des Landes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dem privaten Bauherrn brachte sein Engagement zudem einen der fünf 2018 verliehenen Denkmalschutzpreise ein, die vom Schwäbischen Heimatbund und dem Landesverein Badische Heimat alle zwei Jahre ausgeschrieben werden.