Die Forchtenberger Backhaus Turmuhr

Die Forchtenberger Turmuhr, auch Backhaus-Uhr

ist eine der ältesten noch erhaltenen mechanischen Turmuhren

Im Gegensatz zur umstrittenen Datierung der Uhr der Kathedrale von Salesbury wurde im Uhrengestell aus Forchtenberg die Jahreszahl 1463 eingeritzt. Diese bezieht sich entweder auf das Jahr der Erbauung, oder auf die Zeit der ersten Reparatur. Das Denkmalamt geht davon aus, dass die Backhaus Uhr im 14. Jahrhundert entstanden ist. Erste Räderuhren mit Balkenhemmung entstanden bereits um 1300, diese waren zunächst reine Schlaguhren, später Ein-Zeiger-Uhren. Die Forchtenberger Uhr ist ein seltene Ein-Zeiger-Uhr.

Über die ersten Räder Uhren

Die Ersten Räder Uhren der Welt. Schmiedeeiserne Turmuhren. Die Waaguhr

Erste Räderuhren sind nicht genau zu datieren. Es wird von einem Chronisten 1335 eine Uhr für St. Gottardoin Mailand erwähnt, die erstmals Stunden von gleicher Länge anzeigte und mit einem Klöppel die 24 Stunden des Tages und der Nacht anschlug. Die entscheidende Erfindung war demnach nicht die Räderuhr an sich, sondern die selbständige Schlaguhr, die einen Türmerersetzen konnte.

Ende des 14. Jahrhunderts konnten sich Städte wie Augsburg (1364), Wien ( 1380 ) oder Köln (1385 ) eine Schlaguhr leisten. Keine dieser Uhren ist erhalten oder auch nur im Detail bekannt. In der Cathedral of Salisburyist noch eine Waaguhr von 1386 vorhanden. Das Entstehungsdatum 1386 ist allerdings sehr zweifelhaft. Dagegen gibt es noch einige kleinerer Waaguhren, zum Beispiel auf der Feste Würzburg die um 1500 entstanden sind.
Waaguhren kamen in der Technik den damals meistgebräuchlichen Temporalstunden entgegen: Die Kerben der Waagdienten dazu, die beiden Gewichte mehr nach innen = schneller =Tageslänge im Winter oder mehr nach außen = langsamer = Tageslänge im Sommer zu rücken. Eine Stunde Sommerzeit dauert etwa 1,5 und eine Stunde Winterzeit ca. 0,75 Stunden nach unserer Rechnung. Es wurde die Tageshelligkeit in 12 Abschnitte unterteilt.
Das bedeutet, daßjeweils nach Sonnenauf–und -untergangdie Gewichte umgehängt werden mußten( 2x am Tag ! ) wenn die Uhr durchlaufen sollte. Die Uhr des Hans Dahlhof aus Traisbachvon 1550 zeigt –wie andere Waaguhren -26 Kerben auf jeder Seite, außen im engeren Abstand als innen. Wenn nun jede Woche andere Kerben genutzt wurden, ergab dies die Jahreseinteilung für Temporalstunden. ( dazu natürlich die tägliche Tag -Nacht –Umhängung ) In der Praxis dürfte eine solche Uhr sehr ungenau gewesen sein: Das damals verwendeteBaumöl war stark temperaturabhängig und verharzte.
Die Waageiner gutgeschmiertenUhr schlug stärker aus, und das Werk lief langsamer. Eine Waaguhr läuft abhängig vom Antriebsgewicht schneller oder langsamer. Schon ein zumTeil abgelaufenes Seil zieht mehr. Diese beiden Punkte bringen nach eigenen Versuchen eine Ungenauigkeit von ½Stunde / Tag.

Es kommt hinzu, daß Sonnenuhren höchstens ein Zehntel der Zeit abgelesen werden können und somit nur kurz zum Zeitvergleich zur Verfügung stehen. Sonnenuhren gehen nur viermal im Jahr richtig und weichen sonst bis zu rund ¼ Stunde ab. Sie zeigen immer nur die örtliche Zeit an. Ein Zeitvergleich mit Kutschenuhren, die ab Anfang des 18. Jahrhunderts auf Anordnung der Landesherren auf langen Postlinien mitgeführt werden mußten, würde zu unterschiedlichen Zeitangaben führen. 1634, z.B. gab es täglich Verbindungen Augsburg -Berlin, Augsburg -Hamburg, Augsburg -Metz und andere. So kann festgestellt werden, daßUhrzeiten örtlich verschieden und darüber hinaus nach heutiger Sicht sehr ungenau angegeben wurden. Nach der Einführung des Pendels und dem Umbau fast aller schmiedeeisernen Waag-Uhren auf Türmen wurde die Präzision besser, aber ungenaue öffentliche Zeitmessung zog sich noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts hin.

Eine original erhaltene Waaguhr ist sehr selten. Diese stammt aus der Zeit um 1550 und lief –große Seltenheit bis 1920 in der Kirche Traisbach. Sie steht jetzt im Museum. Man sieht die je 26 Einkerbungen auf den beiden Waagbalken, auf denen früher die Gewichte zur Darstellung der Temporalzeit verschoben werden konnten. Drei Schmiedemarken sind vorhanden. Die Uhr stammt von Hans Dalhof„der Schwab“, der ab 1510 in Fulda ansässig war und dort später viele Privilegien genoß.

Für eine Wehrkirche wurde diese Uhr mit Waag und einem Stundenschlagwerk 1519 erbaut. Deutlich erkennbar am feuergeschmiedetem Gerüst sind die Umbauten für den neuen Hakengang. Für das originale Eichenholzgerüst konnte das Alter genau mit einer dentrochronologischen Methode bestimmt werden. Nachforschungen im Gemeindearchiv und auch im Staatsarchiv führten zu keinem Erfolg bei der Frage, welcher Schmiedemeister die Uhr zu welchem Preis gebaut hat.

Umbau alter Uhren

Waaguhren waren sehr ungenau Als Huygens1658 die schon früher entdeckten Pendelgesetze für Uhren als Gangregler nutzte, wurde bald erkannt:
Dies ist die bessere Lösung. Neue Uhren wurden gleich mit Pendel gebaut und danach vorhandene Waaguhren umgebaut. Das Uhrengerüst, das gesamte Schlagwerk, das Walzenrad des Gangwerkes und Zwischenräder konnten vom Vorhandenen übernommen werden.
Die Spindelhemmung mit neuen Zwischentrieben erhielt neue Lagerungen, die um 90 Grad gedreht anzubringen waren. Eine neue Pendelaufhängung war ebenso nötig wie eine neue Pendelstange mit Linse und evtl. noch ein Zwischenglied zur Pendelstange. Der ganze Umbau war verhältnismäßig einfach und brachte viel bessere Gangergebnisse als bisher. So umgebaute Uhren liefen noch bis zum Anfang unseres Jahrhunderts als Werke mit „Kronrad“. Sie hatten Pendel mit kurzer Stange und großen Ausschlägen. Das Räderwerk war „rückfallend“. Die Wirkungsweise eines Pendels wurde manchmal mißverstanden.
Eine Uhr von 1519 wurde mit Pendel umgebaut. An eine lange Stange kam eine runde Blechscheibe -fertig. Diese große Pendellinse wird vom neuen Hakengang kräftig bewegt, aber sicher nicht wie das ideale, freischwingendePendel. Diese alten, umgebauten früheren Waaguhren sind leicht zu erkennen:
Was wie eine schöne Verzierung aussieht, war früher die Waagaufhängung . Abgeschlagene Lager für die alte senkrechte Spindel, oder nicht mehr genutzte Aus-sparungenfür frühere Lagerstellen sind zu sehen. Die neue Pendelaufhängung ist feuergeschweißt angesetzt. Gelegentlich sind Wellen schief eingesetzt, damit die neuen Zahnräder im Eingriff stehen. Zugefügte Räder sind dünnwandig, es gibt Beilagscheiben, wo ein genau eingepaßtesTeil auch ohne auskäme usw.

Überhaupt sind solche Veränderungen vielfach weniger sorgfältig gemacht als die ursprüngliche Uhr. Alte Waaguhren hatten meist keine Kurbel zum Aufzug, vielmehr waren an den Walzenrädern überkreuz angeordnete Rund-oder Flachstäbe mit Überlängen zum Anfassen . Eine solche Uhr aufzuziehen war ein gewisses Risiko für die Hände, besonders wenn man an die zentnerschweren Steingewichte denkt und die Sperrklinke nicht einwandfrei funktionierte. Die Spindel konnte nach oben gezogen werden und hatte dann keinen Eingriff der Lappen in das Hemmrad. Die Zeit war dadurch leichter einzustellen. Andererseits bestand die Gefahr, daßdurch die wegfallende Hemmung das Uhrwerk schnell ablief, immer schneller wurde und kaum noch abzubremsen war. Später montierte Kurbelaufzüge sind auskuppelbar. Gelegentlich kann mit einer Kurbel Gang-oder Schlagwerk aufgezogen werden. Manchmal lag ein zweites Seil gegenläufig über der Trommel und hing bis in ein darunterliegendes Stockwerk.An diesem Seil konnte dann auch das Steingewicht aufgezogen werden. Kleine und mittelgroße Uhren hatten selten einen Zeigerantrieb, und wenn, dann nur für Stunden. Zwei sich wiederholende Stundenschlagwerke waren verbreitet, aber kein Viertelstundenschlag. Bauern auf dem Feld mußtennicht den Kirchturm sehen, um die Zeit zu erfahren.

Restauration & Funktion der Uhr

So wurde die Uhr im Januar 2012 gefunden. Zusammen mit Teilen einer anderen Uhr. Vermutlich auf grund der Größe handelt es sich um die Turmuhr der Ev. Kirche. Leider sind vondieser Großuhr nur noch Fragmente vorhanden. Für einen Laien sieht das alles nach einem Haufen Schrott aus.

Zustand des Uhrwerks nach dem Trockeneisreinigen. Die Patina bleibt erhalten. Das Trockeneisstrahlen ist sehr Substanz schonend. Es entfernt lediglich lose Bestandteile.
Die Konstruktionslinien auf den Zahnrädern sind wieder sichtbar.

Zustand des Uhrwerks vor dem Trockeneisreinigen und danach

Kaltgeschmiedete Verbindungen des Uhrrahmen. Es gibt keine bekannte Uhr mit einer solchen Verbindungen

Die Denkmalspflege möchte möglichst viele Turmuhren-Ensemble erhalten. In vielen Fällen scheitert dies an der Ungenauigkeit der alten Uhr und an der ständig nötigen Wartung und Pflege. Wenn es gelingt, die Uhr ohne jede technische Änderung zu belassen und trotzdem automatisch aufzuziehen und Fehlanzeigen zu korrigieren, so wird manche Gemeinde das alte Werk in Betriebhalten. Erfreulicherweise können heute einige Firmen diese Probleme lösen. Technische Zutaten können abseits der alten Uhr montiert werden. Eine solche Lösung ist im Uhrenmuseum aufgebaut. Das Pendel kann von einem abseits montierten Pendelfänger durch einen fast unsichtbaren Nylonfaden am Endausschlag angehalten werden.
Ein flüsterleiser Kompressor, die Druckluftzylinder für den Aufzug der Gewichte, ein Computer und die Funkuhr sind abseits montiert. Nur zusätzliche Hanfseile für den Aufzug sind zu montieren, stören aber nicht das historische Erscheinungsbild und sind reversibel.

Funktionsweise:
Bei der Forchtenberger Turmuhr handelt es sich im Ursprung um eine mechanische Waaguhr mit Foliot (Balkenhemmung) oder auch Waag genannt, wie sie im 15. Jahrhundert üblich war. Die Reste der Waaghemmung sind am Uhrengestell noch deutlich zu erkennen. Im Zuge der technischen Weiterentwicklung wurde die Uhr mehrmals umgebaut und modernisiert. Im 17. Jahrhundert wurde schließlich die Waaghemmung durch einen Pendelmechanismus ersetzt um die Genauigkeit des Uhrwerks zu erhöhen.

Alter der Uhr 

Cathedrale von Salisbury Die Echtheit des alters dieser Uhr ist aber sehr Umstritten. Experten gehen davon aus, dass die Uhr im 16 oder 17 Jahrhundert gebaut wurde und nicht wie behauptet von 1386 (Älteste Uhr der Welt).

Älteste Uhr in Kontinental Europa Rathausuhr von Prag mit Gotischen Fialen. Alter 1480 Die Uhr Wurde im 2ten Weltkrieg stark beschädigt, wurde dann aber neu aufgebaut. Das Bild ist von 1880.

Backhaus Turm Uhr mit Gotischen Fialen, und der Kopf an Kopf Bauweise. Die Backhaus Uhr ist aufgrund ihrer Schmiedeeisernen Konstruktion sehr Wahrscheinlich aus dem 15 Jahrhundert.

Die älteste bekannte Uhr in Deutschland steht im Turmuhrenmuseum in Gelnhausen und ist aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen in die Jahre 1518 –1528 zu datieren. Auch stimmt dies sehr schön mit den Daten aus dem Hessischen Staatsarchiv Marburg überein, die die Fertigstellung des Wehrturmes, in dem diese Uhr war, mit 1517/18 angeben. Angaben und Bild von B. Schmidt, Eigentümer des Turmuhrenmuseum in Gelnhausen. Ein Merkmal früher Uhren ist die so genannte Kopf-an-Kopf-Bauweise, d.h. Gehwerk und Schlagwerk waren hintereinander angeordnet und nicht nebeneinander. Weiterhin deuten die gotischen Fialen auf einen Bau der Uhr vor 1550 hin.

Leider wurde das oben geschlossene X durch den Einbau eines Messing Lagers teilweise zerstört. Bei genauem hinsehen erkennt man aber die Rundung vor allem rechts. Es ist klar ersichtlich dass es eine schlingenförmige 4 war. Zudem sprechen die Zahlenformen für eine zeitgenössische Entstehung. Die 6 und die 3 wurden in der Gotischen schreibweise ausgeführt.

Man merke, es bedeuten die Ziffern fast nur Jahrzahlen von 1450 -1550. Vor 1450 kommen außer in Handschriften bei uns Jahrzahlen in arabischen Ziffern seltenst vor. Die Jahrzahlen nach 1550 hinwiederum ähneln schon so sehr den unsern, dass der Schlüssel nicht nötig. Man darf als die erste Ziffer, wenn die Jahrzahl mit allen 4 Ziffern ausgeschrieben ist, immer als 1 und die zweite Ziffer immer als 4 oder 5 deuten. Für 4 merke man sich immer die charakteristischen Zeichen, die unsern 4 gar nicht gleichen. Das 5 gleicht in den Hauptstrichen schon unserm 5. Leichter als also an dritter und vierter Stelle der Jahrzahl zu lesen sind 1, 6, 8, 9, 0 und da 4 und 5 schon vorkommen, auch diese. Oft ist man im Zweifel, ob 2 oder 3 zu lesen: die untere Hälfte von 2 strebt meist nach links, die von 3 meist nach rechts, wie wir es heute noch schreiben oder drucken: 2, 3. Bei 7 beachte man die Schreibung ^, diese nicht = 1. Vor verwitterten Bildstöcken, Grabsteinen kann man freilich eine halbe Stunde oft stehen, um die Jahrzahl zu entziffern. Man muss die Formen des Denkmals beachten, ob spätgotisch, ob Rennaissance; auch lasse man sich nie verleiten 1200, oder gar 1100 zu lesen, weil in diesen Jahrhunderten arabische Ziffern an Denkmälern nicht vorkommen; uns sogar nur ein einziges Beispiel vom 14. Jhrh. bekannt. Manchmal fehlt die erste Ziffer,dann heißt die Jahrzahl nicht 520 sondern 1520 ; manchmal fehlen die beiden ersten Ziffern; dann muss man 14 oder 15 je nach andern Beobachtungen ergänzen..

Verschiedene Holzteile des Backhauses wurden an ein Labor geschickt um eine IR Spektroskopie machen zu lassen. Der Balken des Turms an dem der Klöppel befestigt war entspricht dem Alter das auch bei der Turmuhr hinterlegt ist

War das Uhrwerk im Backhaus ?!

Die Holzkurbel wurde im Uhrenschacht gefunden. Sie ist passend zu dem Metallteil

Die Zeigerantriebe wurden auch im Turm gefunden. Sie passen zu den Zeigern. Ein Welle wurde abgeschnitten. Das Gegenstück ist am Zeiger noch vorhanden. Bilder dass die Zeiger am Backhaus angebracht waren sind ab 1923 vorhanden.

Bei Diesem Teil handelt es sich vermutlich um ein Teil des Winkelgetriebe. Bei langen Gestängen wurde eine Drehungseinheit eingebaut, damit die Jahreszeiten unabhängig funktioniert. Das Gegenstück vermutlich zu Uhr fehlt leider.

Die im Turm gefunden Umlenkrollen für den Seilzug sind identisch mit den Umlenkrollen die mit der Uhr eingelagert waren.

Die im Turm gefunden Balken ist Passend zu dem Schlegel der Glocke. Das Holzteil war in der Turmspitze eingebaut. Die geschmiedeten Halter passen genau.

Es sind 2 Pendel Vorhanden. Leider ist aber nur noch eines der beiden Gewichte vorhanden. 

Wie war die Uhr eingebaut ?

Dieses Podest war über dem Gewichtschacht der Uhr gebaut. Vermutlich im Zuge des Umbaus zu einer Pendeluhr im 1800 Jahrhundert. Der dann Eingebaute Träger der Uhr ist im Hintergrund erkennbar. Diese Ständer wurde mit SchiedeeisernenNägeln Zusammengenagelt.

Da der Turm selber nur eine geringe Höhe hatte, musste mit Seilwinden und einem Schacht für die Gewichte gearbeitet werden um eine möglichst lange Laufzeiten zu gewährleisten Freigelegter Schacht für die Gewichte im Turm.

Reste des Holzgerüsts der Turmuhr. DIeBalken waren in dem Podest im Turm verbaut. Die Verstrebungen und die Art der Nuten lassen erkennen, dass dies Teile des Holzgerüsts sind. Wegen der enge im Turm könnte es sein, dass auch eine Seite an der Turmwand befestigt war.