Ehemaliges Backhaus mit historischem Glockenturm
Sanierung als HerzensangelegenheitDas „Brunnentorhaus“ im baden-württembergischen Forchtenberg ist ein Paradebeispiel für das erfolgreiche Engagement privater Investoren beim Erhalt historischer Substanz.
Das markante Gebäude mit Glockenturmaufsatz am Ortseingang der Gemeinde wurde 1838 unter Verwendung von Bauteilen eines Vorgängerbaus aus dem 16. Jahrhundert als Gemeindebackhaus mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschossen errichtet.
Ehemaliges Brunnentor
Bauherr, Architekt und Fachhandwerker fanden in der Gebäudegruppe im Bereich des ehemaligen Brunnentors ein reiches Betätigungsfeld.
Das eigentliche „Brunnentor“ war wegen Baufälligkeit zwar schon 1830 beseitigt worden, auf dessen baulichem Rest wurde jedoch danach ein turmartiges Bauteil in Fachwerk mit einem Dachreiter errichtet, an dem man die zuvor am Tor befindliche Uhr sowie deren Glocke anbrachte.
Einige Jahre später erbaute man direkt anschließend das Gemeindebackhaus; im Erdgeschoss befinden sich noch heute zwei gemauerte Backöfen, die im Zuge der Restaurierungsarbeiten neu aufgebaut wurden.
Ganzes Ensemble
Dieses Backhaus war wiederum 1869 um einen kleinen zweistöckigen Anbau erweitert worden. Sowohl als trennendes, als auch verbindendes Glied des gesamten Ensembles wurde im Zuge der grundlegenden Sanierungsmaßnahmen hier ein gläsernes Treppenhaus neu eingebaut.
Noch bis 2011 war die Backstube jeweils an wechselnde Pächter vermietet, für deren Zwecke das Innere des Back hauses vor allem in den 1950er-Jahren ohne Rücksicht auf Alter und Charakter des Hauses mehrfach „modernisiert“ worden war. Nachdem das Haus nicht mehr verpachtet werden konnte, verkaufte die Stadt es an Rolf Krämer, der mit einer sowohl behutsamen, als auch grund legenden Sanierung startete. Im Inneren wurden zunächst alle Veränderungen der 50er-Jahre zurück gebaut.
Soweit wie möglich wurden die Böden, die Fenster, das bröckelnde Mauerwerk sowie marodes Holzwerk repariert und instand gesetzt. Zu ersetzende Teile wurden in gleicher Materialität und handwerklicher Technik ausgeführt – immer in Absprache mit der zuständigen Denkmalbehörde.
Turmuhr aus dem 15. Jahrhundert
elektrischen Triebwerks zu beschädigen, wurde vom damaligen Stadtrat beschlossen, sie ein zulagern. An ihrer Stelle wurde eine elektrisch betriebene Uhr eingebaut.
Als das Original 2012 in einem städtischen Archivgebäude wieder entdeckt wurde, waren im ehemaligen Uhrenturm nur noch die Ziffernblätter, einige Gewichte und Teile des Zeigerwerks vorhanden. Das historische Uhrwerk wurde nun von der Fachfirma Dürr (Rothenburg o. d. Tauber), nach Entfernung der „Patina“ per Trockeneisverfahren, komplett restauriert und wieder in Funktion gebracht.
Das Werk wurde ergänzt mit einem elektrischen Aufzug, speziell für schmiedeeiserne Turmuhren, sowie reversibel ohne einen Eingriff in die Originalsubstanz.
Sanierung gelungen
Im Rahmen von Stadtführungen ist sie seit erfolgtem (und erfolgreichen) Abschluss der Sanierungsarbeiten zu besichtigen.
Alle 14 Tage wird zudem in der Backstube wieder Brot gebacken. Laut dem Bauherrn ist „dank aller Handwerker, Unternehmen, Experten und Helfer, die unermüdlich mit mir klopften, meißelten, sägten, das Backhäusle nun ein Schmuckstück und Kulturdenkmal geworden“.
Die Denkmalstiftung Baden Württemberg honorierte diese Anstrengungen mit der Verleihung des Denkmalpreises 2018.
Auszeichnung für beispielhafte Denkmalsanierungen
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